Der Heilige Franziskus: Ein Besuch des Ortasees sollte niemals ohne einen Ausflug auf den von Felsen umgebenen Sacro Monte d’Orta enden. Abgesehen vom atemberaubenden Panoramablick auf 400 Meter Höhe über die Ortschaft Orta und den gleichnamigen See gibt es hier noch mehr Besonderes zu sehen. Auf diesem, dem heiligen Franz von Assisi – geboren 1181/1182 in Assisi, gestorben am 3. Oktober 1226 in der Portiuncula-Kapelle unterhalb Assisis – gewidmeten Berg stehen die Kirche San Nicola sowie 20 Kapellen, die längs einer spiralförmigen Strecke in einer dicht geordneten Vegetation von Jahrhunderte alten Bäumen aufeinander folgen.

Interessant ist, dass dieser Berg einem Heiligen und nicht Christus selbst gewidmet ist. Die Kapellen zeigen im Innern unterschiedliche Episoden aus Franz’ Leben, das er nach dem Vorbild Jesu Christi lebte. Er wurde als Sohn des reichen Kaufmanns Pietro Bernardone und dessen Frau Pica, einer Französin, geboren und auf den Namen „Giovanni“ getauft. Zunächst führte er das ausgelassene Leben eines reichen Kaufmannssohnes, doch die Gefangenschaft im Städtekrieg zwischen Assisi und Perugia 1202 verursachte einen Sinneswandel.

Er entschloss sich zu einem Leben in großer Armut, mischte sich unter Aussätzige und gründete letztlich den Franziskanerorden. Heiliggesprochen wurde Franz von Assisi 1228 von Papst Gregor IX. Errichtet wurden die Kapellen zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert auf Initiative des Abts Amico Canobio aus Novara. Kapuzinerpater Cleto da Castelletto Ticino sorgte für die Umsetzung des Projekts. Er achtete von Beginn an auf die sorgfältige Integrierung der architektonischen Elemente in die gegebene Landschaft.

Die lange Bauzeit der Kapellen dokumentiert verschiedene Architekturstile – von der Spätrenaissance über das Barock bis zum Rokoko. Im Innern legen zahlreiche Fresken und Terrakotta-Skulpturen in Menschengröße Zeugnis über das Leben des Heiligen von Assisi ab. Bedeutende Künstler wie die Brüder Righi alias Giovanni und Melchiorre D’Errico, von der Mailänder Schule, Dionigi Bussola und Christoforo Prestinari sowie viele andere Bildhauer und Maler schufen diese Meisterwerke. Der Sacro Monte d’Orta gehört seit 2003 zum Welterbe der UNESCO. „Er stellt eine gelungene Mischung zwischen Architektur und dekorativer Kunst dar, die perfekt mit der wunderschönen Landschaft harmoniert“, so die Begründung für die Aufnahme in die Organisation.

Das Schutzgebiet umfasst rund 13 Hektar. Sehenswert sind auch die Berghänge mit ihren Latifolienwäldern sowie die als historischer Garten gepflegte Vegetation. Die Strecke beginnt mit der 1648 errichteten ersten Kapelle, die Franz von Assisis Geburt darstellt, und endet mit der Kirche San Nicola di Mira im romanischen Stil. Mehr Informationen gibt es unter www.sacromonteorta.it.