Die Geschichte des Ortasee: Der Ortasee ist wie viele andere norditalienische Seen am Ende der letzten Eiszeit entstanden. Die aufgrund der Schmelze abfließenden Wasser- und Eismassen der sich auflösenden Gletscher nahmen vom Gebirge viel Geröll und andere Gesteinsmassen mit in die Täler, sodass sich an manchen Engstellen regelrechte Dämme bildeten, die das Wasser aufstauen ließen. So entstand auch der 13,4 km lange und bis zu 2,5 km breite Ortasee. Das Seeufer misst insgesamt 33,5 km, eine Umrundung z.B. mit dem Fahrrad ist daher ohne Probleme an einem Tag zu schaffen. Der See speist sich aus mehreren Gebirgsbächen im Osten und im Westen, zusätzlich dringen große Mengen an Wasser aus unterirdischen Quellen in den See. Einziger nennenswerter Abfluss ist der Fiume Nigoglia bei Omegna am nördlichen Ende des Sees. Die tiefste Stelle des Sees misst 143 Meter und befindet sich an seiner engsten Stelle innerhalb eines Dreiecks zwischen Ronco, Crabbia und Oira, im nördlichen Seebecken. Der See liegt auf einer Höhe von 290 Meter ü.NN.

Die Besiedlung des Ortasee begann schon in vorgeschichtlicher Zeit, also vor der heutigen Zeitrechnung. Archäologische Funde und Ausgrabungen wie Grabbeigaben bestätigen die Vermutung, dass hier Volksstämme aus dem heutigen Ligurien, später aus keltischen und gallischen Regionen, lebten. Als die Römer kamen, richteten sie zügig ein Statthaltertum ein. In dieser Zeit soll der See auch den Namen ‚Cusio‘ erhalten haben. Im Mittelalter erfolgte eine Namensänderung:

Damals, so die Legende, machten zwei Missionsreisende in Gozzano Station, denen zu Ohren gekommen war, dass die Einwohner Probleme mit Furcht einflößenden Reptilien hätten. Beide waren im Auftrag des römischen Kaisers Theodosius unterwegs und hatten auf ihrer Missionsreise bis dato 99 Kirchen errichtet. Einer der beiden, Julius, zog weiter nach Norden und überquerte auf seinem Gewand wundersam den See und kämpfte erfolgreich gegen Drachen und Schlangen, die Besitz von der einzigen Insel des Sees genommen hatten. Anschließend ließ er dort die hundertste Kirche seiner Mission errichten, die heutige Basilika di San Giulio.

Auch dessen Gebeine wurden im 4. Jahrhundert dort platziert. Bis heute trifft man an vielen weiteren Stellen rund um den Lago d’Orta auf Julius-Verehrungen („… di Giulio-Bezeichnungen“). Nach Julius‘ Tod übernahmen die Langobarden unter Mimulf die Herrschaft über die Region, die wiederum von den Franken abgelöst wurde. Im Jahre 773 wurde der See dem Bischof von Novara unterstellt. In den nachfolgenden Jahrhunderten wechselten die Herrschaftsverhältnisse immer wieder, bis im Zeitalter Napoleons eine neue politisch-territoriale Neuordnung wirksam wurde und erneut der Bischof von Novara die Verantwortung bekam.

Straßen wurden ausgebaut, Handelslinien gegründet, und auch die Schifffahrt auf dem See entwickelte sich zu einem wichtigen Standbein der regionalen Wirtschaft. Die Metallverarbeitung übernahm hierbei die Führungsrolle. Wasserhähne und Haushaltswaren wurden hergestellt, eine Kunstseidenfabrik des deutschen Industriellen Bemberg ließ sich bei Gozzano nieder.

Auch heute gibt es am Ortasee eine gut funktionierende Metall verarbeitende Industrie. Freilich wurde auf Premium-Produkte gesetzt; mit Erfolg. In den Bergen oberhalb Omegnas haben sich einige Blasinstrumentbauer einen Namen gemacht: Quarna sotto/sopra.